Schätze am Wegesrand oder Ein Hauch von Zen

Reginas Blog 

Vor kurzem ist mir morgens auf dem Weg zur Arbeit in der Straße, in der sich meine Sprachschule befindet, ein Baumkletterer aufgefallen. Er machte sich gerade an meinem Lieblingsbaum zu schaffen, einer Kiefer, über deren Anblick ich mich jeden Tag freue. Viele der bereits abgeschnittenen Zweige lagen traurig und verloren auf der Straße und dem Bürgersteig herum. Da der Mann noch mitten in der Arbeit war und ich in Eile, habe ich keinen der Zweige aufgehoben, aber kurz daran gedacht, dass man den ein oder anderen doch noch in einer Vase würdigen könnte.

Einige Stunden später auf dem Nachhauseweg bin ich wieder an der Kiefer vorbeigekommen, und es lag noch genau ein Zweig auf der Straße – als ob er auf mich gewartet hätte! Diesen habe ich mitgenommen und zu Hause in eine passende Vase gestellt, um mich noch eine Zeitlang an ihm zu erfreuen.

Sein Anblick wirkt beruhigend und hat für mich einen „Hauch von Zen“.

Im gleichnamigen Klassiker des Asiatischen Films spielt allerdings ein Bambuswald eine bedeutende Rolle…

„Meine Kiefer“ mutet zwar japanisch an, es handelt sich bei ihr aber weder um eine Japanische noch Chinesische Kiefer, sondern um eine Waldkiefer, botanisch: Pinus sylvestris, auch Föhre oder Forche genannt. Um das herauszubekommen, habe ich mir die verschiedenen Kiefernarten im Internet angeschaut. Sie zu unterscheiden fand ich gar nicht so leicht. Ausschlaggebend ist die Anzahl und Anordnung der Nadeln, aber auch die Form der Zapfen kann bei der Bestimmung helfen.

Hätte ich als Kind meinem Vater bei seinen Ausführungen beim Wandern und Spaziergehengehen doch nur aufmerksamer gelauscht. Er hätte sofort gewusst, um welche Kiefernart es sich hier handelt.

Apropos Bestimmung: ich habe tatsächlich in meiner heimischen Bibliothek kein Baum- oder Pflanzenbestimmungsbuch gefunden. Dem möchte ich, angeregt von „meiner Kiefer“, mit einem baldigen Bucherwerb Abhilfe schaffen. Blättern in Büchern macht mir einfach viel mehr Freude, als im Internet zu surfen. Dankenswerterweise hat mir das Internet im Fall der Kiefer dennoch sehr geholfen. Einer Seite zur Geschichte Wittenaus konnte ich zudem entnehmen, dass es kurioserweise bereits im 18. Jahrhundert eine sagenumwobene Schirmkiefer auf dem Gebiet der heutigen Maarer Straße 16 gegeben hat. Unter ihr sollen sogar Friedrich der Große und Napoleon Schatten gefunden haben!

Sie stand bis 1930 und musste vermutlich für die neu entstehenden Wohnhäuser weichen. Umso schöner, dass mein Lieblingsbaum nicht die einzige Kiefer und der einzige Nadelbaum in der Maarer Straße geblieben ist, sondern sich die damaligen Häuslebauer die Tradition wieder in ihre Gärten geholt haben. Davon profitieren ihre Kinder, Enkel oder Neuanwohner sowie die Flaneurin.

In meinem ersten Blogtext hatte ich darüber geschrieben, wie spannend es sein kann, Augen und Sinne auch in bekannter Umgebung offen zu halten – vielleicht findet sich ja ein „Schatz“ oder eine Anregung für einen Text.