Unsere Erinnerungen an den Mauerfall

Der 9. November 1989 begann für die Berliner wie ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag. Der Wetterbericht hatte Regen bei milden Temperaturen um die 10 Grad angekündigt, der wolkenverhangene Himmel schien der Vorhersage recht zu geben. Doch am Abend geschah etwas Unglaubliches! Die Berliner Mauer wurde aufgrund einer aktuellen Meldung aus dem Politbüro der SED zum neuen Reisegesetz buchstäblich überrannt. An den Grenzübergängen standen die Menschen Schlange, es gab kein Halten mehr. Sie eroberten die Mauer, tanzten gemeinsam, umarmten einander, Freudentränen flossen. Die Stadt, die 28 Jahre lang geteilt war, war endlich wieder offen. DDR-Bürger konnten wieder frei reisen, viele Familien wurden wiedervereint, Freunde konnten sich wiedersehen.

Es gab kein geteiltes Land mehr – der Start eines ganz neuen Kapitels in der deutschen Geschichte.

Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls lädt Agata, unsere Auszubildende, Sie herzlich auf eine emotionale Reise durch das gegenwärtige Berlin ein. Sie konnte ein paar Stimmen aus unserem Team sammeln und in einem Video und in Schriftform für Sie zusammenstellen.

Claudia Johannings Erinnerungen an 1989

Ich hab Mama gestern gefragt, ob wir vom 9. November 1989 noch Fotos haben, nein, meinte sie, weil es für uns kein besonderer Tag war. Komisch eigentlich, weil wir ja erst im Juli aus der DDR ausgereist waren. Wir sind im August nach Aschaffenburg gezogen, weil meine Eltern dort Arbeit gefunden hatten und irgendwie war Berlin so weit weg. Einen Fernseher hatten wir auch nicht und so erfuhren wir erst so richtig von der Grenzöffnung, als Marla, die Studienfreundin meiner Eltern, mit ihrer Familie plötzlich lachend vor unserer Tür stand. Sie hatten sich in Greiz einfach ins Auto gesetzt und kamen am 10.11. vormittags bei uns an. Überhaupt verbinde ich das Jahr 1989 vor allem mit den Freunden unserer Familie. Auf dem Foto sieht man uns am Tag unserer Ausreise. Es war ein sonniger Tag, unsere Freunde hatten alles organisiert, im Ministerium mussten wir unsere Identitätsbescheinigungen abholen, Bernhard fuhr uns hin und Marianne hatte sich schon in die Schlange gestellt, damit wir gleich dran kommen. Diesen einen Zug durften wir nicht verpassen. Im Park Charlottenhof gab es dann ein Abschiedspicknick, wahrscheinlich stoßen wir hier gerade mit einem Gläschen Rotkäppchen-Sekt an. Ich sehe ziemlich nachdenklich auf dem Foto aus und plötzlich erinnere ich mich an einen Gedanken, den ich mich damals nicht getraut hab zu Ende zu denken, wir könnten doch den Zug verpassen und dann müsste ich nicht für immer weggehen.

Können Sie sich noch an diese Zeit erinnern? Wir sind gespannt auf Ihre Erzählungen. Schreiben Sie uns gerne an post@berlinek.de.de oder schicken Sie uns eine Sprachnotiz an 01604759619 (WhatsApp).

Selbstproduzierte Videos dieser Art sind wunderbare Projekte für den Sprachunterricht. Sie können sehr leicht didaktisiert und für unterschiedliche Themen eingesetzt werden. Beispielsweise als Schreibanlass oder zum Üben der Zeitformen beim Erzählen.

Wie man genau mit Videos im Unterricht arbeiten kann, erfahren Sie in einem anderen Beitrag von uns.