Als Frau, gebürtige Polin und Mitglied im Verein POLIN e. V. Polnische Frauen in Wirtschaft und Kultur, möchte ich allen in Polen lebenden Frauen in ihren Bestrebungen und Forderungen nach Selbstbestimmung meine volle Unterstützung aussprechen. Seit 20 Jahren lebe ich in Deutschland und genieße hier die Freiheit einer gelebten Demokratie: Über mein Leben, meinen Körper, meine Zukunft selbst entscheiden zu können. Und ich genieße gleichzeitig den Gedanken, in schwierigen Momenten des Lebens nicht auf mich allein gestellt zu sein. Nicht nur im privaten Umfeld. Als mein Mann und ich vor 20 Jahren in einer familiären Umbruchssituation, fast mittellos vor der Entscheidung für oder gegen das zweite Kind standen, kam uns das evangelische Hilfswerk zu Hilfe: mit Beratung, psychologischem Dienst und finanzieller Unterstützung. So versteht die evangelische Kirche in Deutschland ihre Aufgabe: Dem Menschen (unabhängig von seiner/ihrer religiösen Zugehörigkeit) zu helfen, nach Lösungen zu suchen, Alternativen aufzuzeigen und nicht mit Verdammnis und Sünde zu drohen. Die katholische Kirche in Polen und die aktuelle Regierung haben versagt, indem sie den Polinnen nicht nur die nötigen Unterstützungsmechanismen nicht anbieten, sondern ihnen das Grundrecht zur Selbstbestimmung verwehren. Wie dumm und kurzsichtig, denn nun verlassen Polinnen massiv die Kirche, viele verlassen das Land. Und sie nehmen ihre Kinder mit. Wer bleibt?
Anna Weise